In der Schweiz ist das Gesundheitssystem darauf ausgelegt, den Versicherten eine breite Auswahl an Krankenkassenmodellen zu bieten. Ein zentraler Bestandteil dieses Systems ist die Franchise. Sie bestimmt, wie viel der Versicherte selbst zahlen muss, bevor die Krankenkasse die Kosten übernimmt. In diesem Artikel werden wir erklären, was eine Franchise genau ist, wie sie funktioniert und welche Auswirkungen sie auf die Gesundheitskosten und Prämien hat.
1. Was ist eine Franchise in der Krankenversicherung?
Die Franchise ist der Betrag, den du im Jahr für medizinische Behandlungen aus eigener Tasche bezahlen musst, bevor die Krankenkasse übernimmt. Sie ist eine der zentralen Komponenten des Selbstbehalts. Jeder Versicherte muss sich für eine Franchise entscheiden, wenn er eine Krankenversicherung abschließt. Die Höhe dieser Franchise hat direkten Einfluss auf die Höhe der monatlichen Prämien.
Die Franchise gilt nicht nur für Arztbesuche, sondern für alle Leistungen, die in den Geltungsbereich der Grundversicherung fallen, einschließlich Krankenhausaufenthalten und Medikamenten. Es gibt jedoch eine Kostenbeteiligung, die 10% der weiteren Kosten ausmacht, sobald die Franchise erreicht ist, aber auch diese ist auf einen maximalen Betrag pro Jahr begrenzt (normalerweise CHF 700 für Erwachsene).
2. Wie funktioniert die Franchise?
Die Funktionsweise der Franchise lässt sich leicht mit einem Beispiel verdeutlichen. Angenommen, du hast eine Franchise von CHF 1’000 gewählt. Das bedeutet:
- Schritt 1: Du gehst zum Arzt und erhältst eine Behandlung, die 200 CHF kostet. Diese 200 CHF musst du komplett selbst bezahlen, da du noch nicht die 1’000 CHF Franchise erreicht hast.
- Schritt 2: Du hast im Jahr noch weitere Arztbesuche oder Behandlungen im Wert von 800 CHF. Auch diese 800 CHF musst du vollständig selbst zahlen, da du noch nicht die Grenze von 1’000 CHF erreicht hast.
- Schritt 3: Wenn du nun eine Behandlung hast, die 300 CHF kostet, und du bereits 1’000 CHF ausgegeben hast, übernimmt die Krankenkasse diese 300 CHF. Ab diesem Punkt ist deine Franchise erreicht, und die Krankenkasse trägt alle weiteren Kosten, abzüglich des Selbstbehalts (10% bis maximal 700 CHF).
Das bedeutet, dass du im Jahr maximal 1’000 CHF für medizinische Leistungen selbst tragen musst, bevor die Krankenkasse beginnt, zu zahlen. Die Kostenbeteiligung von 10% (der Selbstbehalt) gilt für den Betrag über der Franchise.
3. Welche Franchise-Optionen gibt es?
In der Schweiz gibt es verschiedene Franchisehöhen, die du bei Abschluss der Krankenkasse auswählen kannst. Die Höhe der Franchise beeinflusst direkt die monatliche Prämie, die du bezahlen musst. Grundsätzlich gilt: Je höher die Franchise, desto niedriger die Prämie.
Franchisehöhe (CHF) | Typische monatliche Prämie | Eigenanteil der weiteren Kosten | Maximale Kostenbeteiligung pro Jahr |
---|---|---|---|
CHF 300 | Höher (ca. CHF 300 – 400) | 10% ab CHF 300 | CHF 700 |
CHF 500 | Mittel (ca. CHF 250 – 350) | 10% ab CHF 500 | CHF 700 |
CHF 1’000 | Niedrig (ca. CHF 200 – 300) | 10% ab CHF 1’000 | CHF 700 |
CHF 2’000 | Sehr niedrig (ca. CHF 150 – 250) | 10% ab CHF 2’000 | CHF 700 |
4. Wie wählt man die richtige Franchise?
Die Wahl der richtigen Franchise hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter deine Gesundheit, dein Alter und deine finanzielle Situation. Hier sind einige wichtige Überlegungen:
- Junge, gesunde Menschen: Wer selten krank wird, kann von einer hohen Franchise profitieren, da die monatlichen Prämien deutlich günstiger sind.
- Ältere Menschen oder chronisch Kranke: Wer häufig ärztliche Hilfe benötigt, sollte eine niedrigere Franchise wählen, um die jährlichen Ausgaben für medizinische Behandlungen zu reduzieren.
- Kosten-Nutzen-Abwägung: Eine hohe Franchise bedeutet niedrige monatliche Prämien, aber auch höhere Eigenanteile, wenn man medizinische Hilfe braucht. Eine niedrige Franchise führt zu höheren Prämien, aber zu weniger Eigenbeteiligung im Krankheitsfall.
5. Vor- und Nachteile der Franchise
Vorteile:
- Geringere monatliche Prämien: Wenn du dich für eine hohe Franchise entscheidest, zahlst du monatlich weniger. Das kann insbesondere für gesunde Menschen attraktiv sein, die wenig oder keine medizinischen Behandlungen benötigen.
- Flexibilität: Die Wahl der Franchisehöhe gibt dir die Freiheit, deine Krankenversicherung an deine persönlichen Bedürfnisse anzupassen.
Nachteile:
- Höhere Kosten im Krankheitsfall: Wenn du krank wirst oder unerwartet eine teure Behandlung benötigst, musst du den Betrag der Franchise und den Selbstbehalt aus eigener Tasche zahlen, bevor die Krankenkasse übernimmt.
- Komplexität bei der Wahl: Es kann schwierig sein, die richtige Franchisehöhe zu wählen, vor allem wenn du die eigenen gesundheitlichen Bedürfnisse nicht genau abschätzen kannst.
6. Franchise und Prämien: Eine komplexe Beziehung
Ein sehr wichtiger Faktor bei der Wahl der Franchise ist der Zusammenhang zwischen der Franchisehöhe und den monatlichen Prämien. Eine hohe Franchise führt in der Regel zu niedrigeren Prämien, jedoch auch zu einem höheren finanziellen Risiko im Falle einer Krankheit. Wer sich für eine niedrige Franchise entscheidet, zahlt mehr für die monatliche Versicherung, profitiert jedoch von einer geringeren finanziellen Belastung, wenn medizinische Behandlungen notwendig werden.
Fazit
Die Franchise ist ein zentrales Element des Schweizer Gesundheitssystems und ermöglicht es den Versicherten, die Kosten ihrer Krankenversicherung flexibel zu gestalten. Sie hat Auswirkungen auf die monatlichen Prämien sowie auf den Betrag, den du im Krankheitsfall selbst zahlen musst. Die Wahl der richtigen Franchise hängt von deiner gesundheitlichen Situation, deinem Alter und deiner finanziellen Bereitschaft ab, im Krankheitsfall höhere Kosten zu übernehmen. Wer gesund ist und wenig medizinische Hilfe braucht, kann von einer hohen Franchise profitieren, während jemand mit höheren Gesundheitskosten eine niedrigere Franchise wählen sollte.